Hypersensitivität/Überempfindsamkeit

„Dei­ne schlimms­te Krank­heit ist Dei­ne Über­emp­find­lich­keit“, eine Aus­sa­ge mei­nes Vaters.

Was wäre, wenn nicht die Hyper­sen­si­ti­vi­tät an sich das Pro­blem der Men­schen ist, die damit leben, son­dern der zuerst fami­liä­re und dann auch der gesell­schaft­li­che Umgang damit?

Wür­de sich das hoch­sen­si­ti­ve kleins­te Kind von sei­nen Eltern/Bezugspersonen gefühlt füh­len, wie es sich fühlt, wäh­rend es sich fühlt, und wür­den in sei­ner wei­te­ren Ent­wick­lung sei­ne umge­ben­den Men­schen es füh­len, wie es sich fühlt, wäh­rend es sich fühlt, wäre sei­ne Hyper­sen­si­ti­vi­tät kein Pro­blem. Es könn­te sei­ne Gaben anwen­den, es wür­de lan­den kön­nen mit sei­nen Ideen, Wahr­neh­mun­gen, Beson­der­hei­ten in allen mög­li­chen Berei­chen.

Hät­ten wir uns schon von Anfang unse­res Lebens an von unse­ren emo­tio­nal gesun­den Eltern/Bezugspersonen gefühlt gefühlt, wie wir uns fühl­ten, wäh­rend wir uns fühl­ten, wäre unse­re Hyper­sen­si­ti­vi­tät und der Umgang damit kein Pro­blem für uns gewor­den. Wir wären damit groß gewor­den, daß wir so indi­vi­du­ell sind, wie wir nur sein kön­nen, und kein Urteil, kein Ver­dam­men, kein Miß­ach­ten, kein Ver­un­glimp­fen, kein Beschä­men, kein ‑sich dar­über lus­tig machen‑, kein Miß­brauch unse­rer Fähig­kei­ten… hät­ten uns das Gefühl gege­ben, nicht rich­tig zu sein, nicht in die­se Welt zu pas­sen, lie­ber nicht mehr leben zu wol­len, uns selbst nicht mehr aus­hal­ten zu können.

Aber wir hat­ten kei­ne, und nie­mand hat­te das bis heu­te in der Mensch­heits­ge­schich­te, emo­tio­nal gesun­den Eltern, die mit gesun­der Auto­ri­tät, Empa­thie, Selbst­lie­be und Selbst­ver­trau­en uns Kin­dern den Rah­men hät­ten geben kön­nen, uns als indi­vi­du­el­le See­len in die­sem Leben mit all unse­rem Sein aus­drü­cken und ent­fal­ten zu dür­fen. Also muß­ten wir uns anpas­sen, jede/r auf sei­ne indi­vi­du­el­le Art, um eini­ger­ma­ßen durchs Leben zu kom­men. Wir muß­ten ler­nen, wie wir am Bes­ten sein, wie wir den­ken und wie wir uns ver­hal­ten muß­ten, um mög­lichst viel Aner­ken­nung und mög­lichst wenig Able­hung zu erfah­ren. Wir muß­ten immer mehr von unse­rem ursprüng­li­chen Wesen weg­pa­cken und ver­leug­nen. So enstand eine Ver­si­on von uns mit Stra­te­gien und Ver­hal­tens­wei­sen, die wir als Ich bezeich­nen und wahr­neh­men, mehr und weni­ger ent­fernt von unse­rem authen­ti­schen Her­zen und von dem, wie wir gewor­den wären, hät­ten uns unse­re Eltern/Bezugspersonen gefühlt, wie wir uns fühl­ten, wäh­rend wir uns fühlten. 

Auch unse­re Eltern und deren Eltern usw. konn­ten bei ihren Eltern nicht so lan­den, wie sie es gebraucht hät­ten, um ihr mit­ge­brach­tes Poten­ti­al voll zu ent­fal­ten und emo­tio­nal gesund auf­zu­wach­sen. Das ist tragisch.

Wir brin­gen als See­le mehr und weni­ger Hyper­sen­si­ti­vi­tät mit in die­ses Leben, je nach See­len­in­di­vi­dua­li­tät. Könn­ten wir uns damit aus­drü­cken, ohne uns unter­drü­cken oder über­he­ben zu müs­sen, wären unse­re ‚Eigen­ar­ten‘ eine Berei­che­rung für die Gesellschaft.

Was wäre das für ein Leben, was könn­te das für eine Gesell­schaft sein, in der Jede/r sich mit sei­nem Poten­ti­al ein­brin­gen und somit dazu bei­tra­gen könn­te, für Alle eine gesün­de­re und näh­ren­de­re Welt zu schaffen?

Unse­re Hyper­sen­si­ti­vi­tät wäre auf jeden Fall ein Glück für Alle.